Patricia Wright: Gedenken an ein Opfer rechtsextremer Gewalt
Patricia Wright - Foto: privat
Kein Einzelfall – Kein Vergessen – Kein Wegschauen
Am 3. Februar 1996 wurde das Leben der Bergisch Gladbacher Bürgerin Patricia Wright unter brutalster Gewaltanwendung ausgelöscht: Die 23-jährige wurde in ihrer Wohnung vergewaltigt und ermordet. Die Tat war rechtsextrem und frauenverachtend motiviert. Diese Einstufung als rechts motiviertes Gewaltverbrechen hat auch die Bundesregierung im Jahre 2009 bestätigt.
Zuvor waren sich Opfer und Täter auf dem Hagener Bahnhof begegnet, wo die junge Frau einen Anstecker mit dem Aufdruck „Nazis raus“ trug. Unter dem Vorwand, selbst ein Antifaschist zu sein, erhielt er von Patricia Wright deren Telefonnummer und Adresse. In der Bergisch Gladbacher Marijampolestraße tauchte dann einige Tage später der vermeintliche Gesinnungsgenosse in Begleitung eines Komplizen auf, um gezielt Vergewaltigung und Mord zu begehen.
Der Haupttäter, der außer diesem noch zwei weitere Morde verübt hatte (Dagmar Kohlmann - 16. Juli 1995 - und Martin Kemming - 15. März 1996), wurde kurz darauf gefasst und ein Jahr später am Essener Landgericht zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Auch sein Mittäter erhielt eine Freiheitsstrafe.
Die Erinnerung an die abscheuliche Tat, den rechtsextremen Hintergrund und das arglose Mordopfer verblasste in der Folgezeit in der Bergisch Gladbacher Gesellschaft.
"Erinnerungspolitische Initiative" gibt neuen Anstroß zum Gedenken
Bürgermeister Frank Stein enthüllt gemeinsam mit Georg Gläser, Sprecher der Erinnerungspolitischen Initiative, die Gedenktafel für Patricia Wright
Einen erneuten Anstoß, das Gedenken wieder aufleben zu lassen, gab zum 25. Jahrestag der Mordtat eine Gruppe mit dem Namen „Erinnerungspolitische Initiative Bergisch Gladbach“. Sie forderte, den Bensberger Hindenburgplatz in Patricia-Wright-Platz umzubenennen. Dieser Vorschlag wurde nicht verwirklicht, da die Anwohner sich bereits zuvor in einem anderen Zusammenhang gegen einen Adresswechsel ausgesprochen hatten. Stattdessen reifte die Idee einer Gedenktafel, die an einem zentralen Ort im Stadtgebiet aufgestellt werden sollte.
Bürgermeister Frank Stein hatte bereits im Anschluss an die Bensberger Aktion Kontakt zur Initiativgruppe gesucht; der Vorstoß zur Aufstellung einer Tafel fiel bei ihm sofort auf fruchtbaren Boden, und man fand gemeinsam einen Text für die Gedenktafel und einen würdigen Platz.
Enthüllung einer Gedenktafel für Patricia Wright
Der Hauptausschuss der Stadt Bergisch Gladbach beschloss am 21. März 2023 die Aufstellung der Stele, die Enthüllung fand am 26. Juni 2023 statt.
Bürgermeister Frank Stein erklärt dazu: „Am 16. Juni 2022 wäre Patricia Wright 50 Jahre alt geworden. Sie und ihr Schicksal – als Beispiel für viele andere Schicksale von Opfern rechtsextremer und neonazistischer Gewalt - wird nicht vergessen werden. Gerade in der heutigen Zeit, wo Hass und Gewalt wieder seltsame Blüten in unserer Gesellschaft treiben, müssen wir uns erinnern. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn in unserer Gemeinschaft Menschen wegen ihrer Gesinnung, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihrer Sprache Spott, Verachtung und körperliche Leiden erdulden müssen.“
Die Erinnerungspolitische Initiative Bergisch Gladbach stellte in ihrer Korrespondenz im Vorfeld der Aufstellung klar, dass es den Angehörigen nicht um persönliche Trauer, sondern um die symbolische Anerkennung durch die Stadt sowie die Sichtbarkeit des Schicksals Patricia Wrights geht: „Wir finden, dass eine solche Tafel eine starke Positionierungsmöglichkeit für die Stadt darstellt – für Demokratie, Vielfalt und gegen rechte Gewalt.“
Weitere Informationen
Quellen im Internet zum Mord an Patricia Wright:
„Die Welt“ am 13.02.1997 zum Prozess gegen den Mörder und seine Mittäter
https://www.welt.de/print-welt/article634082/Er-verfuehrte-seine-Freunde-zum-Mord.html
Amadeu-Antonio-Stiftung über Patricia Wright
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/patricia-wright-staatlich-anerkannt/