Marijampole
Entstehung der Städtepartnerschaft und bisherige Aktivitäten
Bereits seit Anfang der 80er Jahre bemühte sich die Stadt Bergisch Gladbach auf vielfältige Weise darum, freundschaftliche Verbindungen zu einer Stadt in einem Staat des Warschauer Paktes einzugehen. Der Kontakt zu Marijampole ist am Rande des Hansetages in Köln im September 1988 im Rahmen eines Abendessens entstanden, das auf Einladung der „Gesellschaft zur Förderung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion“ stattfand. Damals bekundete der Vertreter des „Verbandes der sowjetischen Gesellschaften für Freundschaft und kulturelle Verbindungen mit dem Ausland“ gegenüber dem damaligen Bürgermeister Krey, sowie dem damaligen Stadtdirektor Fell das Interesse der Stadt Kapsukas – so hieß Marijampole von 1955 bis März 1989 – an einer Partnerschaft mit Bergisch Gladbach.
Nach intensiven Beratungen, an denen auch die sowjetische Botschaft in Bonn beteiligt wurde, waren die Zeichen für eine Städtepartnerschaft gesetzt.
In der Zeit vom 1. August bis 7. August 1989 besuchte eine Delegation aus Bergisch Gladbach unter der Leitung des damaligen Bürgermeisters Franz Heinrich Krey die Stadt Marijampole. Auf dem Weg dahin hielten sich die Reiseteilnehmer in Moskau auf, um in Gesprächen mit der deutsch-sowjetischen Gesellschaft die letzten Einzelheiten zu klären.
Die Stadt Marijampole bot den Gästen aus Bergisch Gladbach einen überwältigenden Empfang. Am 3.8.1989 unterzeichneten im dortigen Rathaus der Vorsitzende des damaligen Exekutivkomitees von Marijampole – Herr Kestutis Subacius – und der damalige Bürgermeister Herr Franz Heinrich Krey die Partnerschaftsvereinbarung. Die Unterzeichnung durch den damaligen Bürgermeister Krey erfolgte vorbehaltlich der Beschlussfassung des Rates der Stadt Bergisch Gladbach. Der Rat der Stadt Bergisch Gladbach stimmte in seiner Sitzung am 31.8.1989 einstimmig dem Partnerschaftsvertrag zu.
Die Städtepartnerschaft zwischen Marijampole und Bergisch Gladbach wurde seitdem durch sehr viele gewinnbringende Veranstaltungen und Begegnungen immer wieder mit Leben erfüllt:
- Fertigung von Mode unter dem Label „Baltic Style“.
Der Verkaufserlös kommt ohne Abzüge dem Frauenhaus in Marijampole zugute.
- Kontakte zwischen den Caritasverbänden, sowie Katholischen Kirchengemeinden beider Städte
- Begegnungen zwischen Künstlern, Chören und Musikern beider Städte
- Hilfsgütertransporte unterschiedlichster Art nach Marijampole
Humanitäre Hilfe Bergisch Gladbach e.V.
Am 14. März 2016 wurde der gemeinnützige Verein „Hilfe Litauen Belarus e.V.“ gegründet und ist der legitimierte Nachfolgeverein für das Hilfskomitee Litauen – Weißrussland als Caritasgruppe Moitzfeld St. Joseph. Im September 2023 wurde der Verein in Humanitäre Hilfe Bergisch Gladbach umbenannt. Der Nachfolgeverein verzeichnet bereits mehr als 200 Vereinsmitglieder und ist auch Mitglied im Caritasverband für den Rheinisch Bergischen Kreis e.V.
Der Bürgermeister der Stadt Bergisch Gladbach, Frank Stein, und Dr. Michael Metten sind Schirmherren dieses gemeinnützigen Vereins.
Viele Menschen leiden Not, vielleicht nicht so sehr bei uns in Deutschland, aber in vielen anderen Ländern der Welt. Selbst in Europa besteht ein äußerst dramatisches Gefälle zwischen „arm“ und „reich“. Seit über 30 Jahren unterstützt der Verein "Humanitäre Hilfe Bergisch Gladbach" bzw. früher das Hilfskomitee verschiedene caritative Einrichtungen in Litauen und Weißrussland (Belarus), seit 2022 auch in der Ukraine.
Der Verein hilft den verschiedensten hilfebedürftigen Einrichtungen in den Ländern u. a. mit Kleidung, Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Medikamenten, Rollstühlen, Rollatoren, Unterarmgehstützen und Pflegebetten.
Jedes Jahr wird mindestens ein 38 – Tonner mit Hilfsgütern gen Osten geschickt. Alle zwei Jahre erfolgt ein begleiteter Hilfstransport.
Unterstützte Einrichtungen in Litauen – Marijampole:
• Bistumscaritas Marijampole
• Pfarrgemeinde Sasnava – Marijampole
• „Anna – Maria“ Haus in Kalvarija (Marijampole) – Tageskinderbetreuung
• Žiburėlio mokykla-daugiafunkcis centras in Marijampole – Schule mit einem Anteil von etwa 50% Kindern mit leichten bis schweren Behinderungen
• Sonderpädagogisches Zentrum „Die Quelle“ in Gelgaudiškis
Die Arbeit des Vereins kann mit einer Sach- oder Geldspende (Spendenkonto: Pax Bank Köln, IBAN: DE18 3706 0193 0032 5620 19) oder auch durch eine Mitgliedschaft (jährlich 24 Euro) unterstützt werden.
Kontakt für weitere Infos dazu erhalten Sie beim 1. Vorsitzenden Ulrich Gürster, Tel.: 0179-4582444, dem 2. Vorsitzender Stephan Glaubitt und dem Schatzmeister Heinz-Bernd Padberg.
Weitere Informationen unter: www.hh-gl.de.
Caritashaus „Ziniukas“
Städtepartnerschaften sind lebendige und von allen Seiten gut begründete Freundschaften. Der Verein Hilfe Litauen-Belarus e.V. hat die Menschen in unserer Partnerstadt Marijampole unterstützt und ein sichtbares Zeichen für die gute Städtefreundschaft gesetzt!
Die Caritas Vilkaviškis in Marijampole kaufte 2017 ein Haus in Kalvarija
(Kindertageszentrum) bei Marijampole.
Durch diesen Kauf und die damit hohe finanzielle Belastung geriet die Caritas allerdings in finanzielle Not.
Dank eines Antrags des Vereins Hilfe Litauen-Belarus e.V. beim Generalvikariat wurde durch die Weltkirche ein hoher Geldbetrag bewilligt, der die Abzahlung des Caritashauses in unserer Partnerstadt gewährleistete.
Danke daher dem Verein Hilfe Litauen-Belarus e.V. für sein Engagement.
Somit ist zukünftig gesichert, dass 30 Kinder aus ärmlichen Verhältnissen nach der Schule im Haus eine warme Mahlzeit erhalten, Schulaufgaben erledigen und anschließend gemeinsam basteln, singen und spielen.
Das „Anna-Maria Haus“ wurde durch die Bistumscaritas umbenannt und heißt nun: „Ziniukas“, was übersetzt „Wissen“ bedeutet.
Marijampole und Umgebung
Die Gemeinde Marijampole ist mit 69.000 Einwohnern (Stand 2014) und einer Fläche von 755 km² die siebtgrößte Stadt Litauens. Sie liegt im Südwesten des Landes, ca. 139 km westlich der Hauptstadt Vilnius und 38 km von der polnischen Grenze entfernt. Zwei Hauptverkehrsstraßen, die Helsinki mit Südeuropa und Königsberg mit Weißrussland verbinden, kreuzen sich hier. Die Landschaft der Umgebung besteht im Wesentlichen aus Flachland mit kleinen Wäldern und Seen sowie landwirtschaftlichen Flächen. Der Fluss Sesupe teilt die Stadt in zwei Teile, die durch sechs Brücken miteinander verbunden sind.
Stadtgeschichte
Die Stadtgeschichte von Marijampole lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals gab es an dem kleinen Fluss Sesupe ein Schloss und ein Dorf. Die religiöse Bevölkerung nannte ihr Dorf Marijampole. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Marijampole zu einem Zentrum der Nationalbewegung und Bildung. Bedeutende Personen regten hier die Wiedergeburt Litauens an. Nach der Unabhängigkeit des Landes 1918 begann eine intensive Erweiterung der Stadt.
Obwohl Marijampole während des Zweiten Weltkriegs stark in Mitleidenschaft gezogen wurde – die Deutschen vernichteten 1941 die jüdische Gemeinschaft und die Sowjets verbannten viele Einwohner nach Sibirien – sind einige ihrer schönsten Gebäude erhalten geblieben. Ihr reiches architektonisches Erbe besteht aus Kirchen im klassizistischen oder historischen Stil, aus Bildungseinrichtungen der Zwischenkriegszeit, dem Bahnhof und anderen Bauten. 1955 wurde die Partnerstadt nach dem litauischen Revolutionär und Begründer der kommunistischen Partei Litauens „Kapsukas“ genannt. Im Zuge der Perestroika erhielt sie 1989 ihren ursprünglichen Namen zurück.
Wirtschaft
Die Stadt beheimatet als Zentrum einer landwirtschaftlich ertragreichen Region u. a. Lebensmittel-, und Maschinenbauindustrie, letztere wiederum für die land-wirtschaftliche Nutzung. Marijampole steht in Litauen z. B. für Obstkonserven, Milchpulver und Mischfutter. Hier befindet sich außerdem einer der größten
Gebrauchtwarenmärkte Europas, auch für Autohändler.
Die meisten Einwohner arbeiten in Leichtindustrieunternehmen, im Handel, Bau, Transport und anderen Dienstleistungen. Die Geschäftswelt Marijampoles ist stets auf der Suche nach ausländischen Partnern und Investoren.
Bildung, Kultur, Sport und Freizeit
Das Bildungs-, Kultur- und Sportwesen hat in der Partnerstadt einen hohen Stellenwert.
So gibt es dort viele weiterbildende und berufstechnische Schulen, eine landwirtschaftliche Fachschule, eine Fachhochschule sowie Schulen für Bildende Kunst, Musik und Sport.
Jedes Jahr Ende Mai lädt die Stadt Marijampole ihre Partnerstädte zum traditionellen Stadtfest ein. An diesem Wochenende findet internationale Begegnung statt und man erlebt die überaus reichhaltige litauische Kultur und die hervorragende litauische Küche.
Zahlreiche kulturelle Einrichtungen laden zu Besuchen ein, wie z. B. das Stadt-, das Landes-, das Geschichts- und das Literaturmuseum J. Jablonskis, eine umfangreiche Bibliothek mit ca. 100.000 Büchern, ein Puppentheater sowie das 1988 eröffnete Stadttheater. Sehenswert sind auch die prähistorische Siedlung auf dem Hügel Meskuciai und die jüdische Synagoge aus dem Jahre 1870. Stadtbild prägend ist die 1824 erbaute Kirche „St. Michael“ – die kleine Basilika – mit ihren zwei Zwiebeltürmen.
Dorftourismus pur erleben kann man im 8 Kilometer entfernten Bukoniai.
Mehrere Park- und Grünanlagen sowie Sportstätten bieten Möglichkeiten der Entspannung und der sportlichen Betätigung. Die beliebteste Sportart ist Basketball; Sūduva Marijampolė ist der bedeutendste Fußballverein der Stadt.
Marijampole hat einige schöne Stadtparks zu bieten. Besonders attraktiv sind der Pasesupio Stadtpark im Flusstal Sesupe und der Poezijos Park. Beide zeichnen sich durch ihre Pflanzenvielfalt und gepflegten Grünflächen aus. Insgesamt ist der Ort in eine malerische Umgebung eingebettet.
Verwaltung
Die von der Bevölkerung für vier Jahre gewählten Ratsmitglieder wählen den Bürgermeister und seinen Stellvertreter. Wie bis vor einigen Jahren in Nordrhein Westfalen, ist die Verwaltungsleitung einer anderen Person übertragen worden. Diese wird ebenfalls vom Rat bestimmt. Die größten Parteien sind die Sozialdemokraten und die Christdemokraten. Fünf Ratsausschüsse befassen sich mit den Themen der Gemeinde.
Religion
70 % der litauischen Bevölkerung sind Katholiken. Die Kirche spielte bei der Stützung der nationalen Identität in der Zeit des Kommunismus eine große Rolle. Im Katholizismus Litauens, seinen Bräuchen und Vorstellungen, haben sich Spuren vorchristlicher Naturreligiosität erhalten. Verglichen mit Westeuropa herrscht bei der Jugend ein bemerkenswertes Interesse für Religion. Neben der katholischen Kirche sind die russisch-orthodoxe Kirche, die evangelische Kirche, einige Freikirchen – vor allem charismatisch ausgerichtete –, die „Altgläubigen“ (Absplitterung der orthodoxen Kirche) sowie die jüdische Glaubensgemeinschaft in Litauen zu finden. Letztere zählte einst zu den prägenden Kräften in den Städten Litauens, wurde während des Zweiten Weltkriegs aber sehr stark dezimiert.
Weitere Partnerstädte
Viborg/ Dänemark
Kokkola/ Finnland
Tschernjachowsk/Russland
Salihorsk/Weißrussland
Lesja/ Norwegen
Kvam/ Norwegen
Pitrków Trybunalski/ Polen
Suwalki/ Polen
Feierliche Gründung des Arbeitskreises "Marijampole"
Am 10. März 2015 wurde in einer feierlichen Veranstaltung der Arbeitskreis "Marijampole" gegründet. Der Erste stellvertretende Bürgermeister Herr Josef Willnecker begrüßte Rolf-Dieter Schacht als Vorsitzenden.
Rolf-Dieter Schacht, Mitglied des Rates der Stadt Bergisch Gladbach, war während seiner Berufstätigkeit mehrfach in Litauen und hat in dieser Zeit auf wirtschaftlicher Ebene zahlreiche Kontakte knüpfen können. Er hat sich in den letzten Jahren als Vorsitzender des Arbeitskreises Marijampole sehr stark und auch erfolgreich für die Intensivierung der Kontakte in unserer Partnerstadt Marijampole eingesetzt.