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Walter Hanel

Karikaturist

Eine Ikone der politischen Zeichnung - brisant, bissig, brandaktuell - mit großem künstlerischen Engagement für seine Wahlheimat Bergisch Gladbach

Name: Walter Hanel

Lebensdaten: 14.09.1930

Geburtsort: Teplitz-Schönau

Ratsbeschluss über die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes: 10.04.2003

Verleihung: Am 19.09.2003 im Kunstmuseum Villa Zanders

Leben

Walter Hanel hat Zeitungen, Zeitschriften und Journale weit über ein halbes Leben hinweg zu seinem Medium gemacht. Sein Erfolg war nationale und internationale Anerkennung. Seine Publizität und seine Zeichenkunst sicherten ihm so die wichtigsten Karikaturenpreise im In- und Ausland, unter anderem 1987 den Wilhelm-Busch Preis, ein Jahr später die Thomas-Nast-Medaille, die Goldmedaille des polnischen Cartoon-Festivals und den Preis des Warschauer Karikaturen-Museums 1991. 2001 wurde ihm das Verdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Auch erhielt er die „Europa-Union-Medaille“. Im Jahr 2003 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Bergisch Gladbach ernannt. Für sein Lebenswerk schließlich wurde er 2009 mit dem "Deutschen Karikaturenpreis" ausgezeichnet. In Kurzfassung kann man Walter Hanel zutreffend als Ikone der politischen Zeichnung bezeichnen, seine Zeichnungen waren immer brisant, bissig und brandaktuell.


Walter Hanel weist eine schicksalsreiche Lebensgeschichte auf: Er wurde 1930 als einziges Kind der Eheleute Theresia und Josef Hanel in Teplitz-Schönau geboren. Früh ist seine besondere Begabung im Zeichnen entdeckt und gefördert worden. Der Krieg mit dem Tod seines Vaters im Jahr 1942, später auch seiner Mutter, die Zerstörung seines Internat-Schulgebäudes in Altenberg im Erzgebirge, v.a. die Zerstörung der naheliegenden Stadt Dresden – Walter Hanel hat das als 14-Jähriger erlebt - und die spätere Vertreibung aus seiner Heimat: Das alles spiegelt sich oft wider in seiner zweiten Seite, der oft düsteren freien Kunst. Hier hat auch der bekannte und berühmte Rabe seinen Platz, genauso wie andere Feder- und Fabelwesen.
                                                                                                                                                                           Er flüchtete, auch auf Anraten seiner Mutter, in den Westen. Dramatisch war der Fluchtweg: Wipperfürth, Hilden, der Versuch, bei Verwandten in Bayers zu leben. Von Nürnberg musste Walter Hanel mit dem Zug zurück in die britische Zone. Er landete mitten in der Nacht in Köln. Zufällig gelangte er zu Ford, als Autolackierer. Sein Berufswunsch Künstler werden zu wollen schien in dieser frühen Nachkriegszeit völlig unrealistisch zu sein. Doch seine Obzession blieb das Zeichnen. Ein Ford- Kollege nahm ihn mit in die Volkshochschule Köln und er erhielt Zeichenunterricht bei Kunstlehrer Stremmel. "Hier habe ich das Fundament, das Wesentliche des Zeichnens gelernt", so bekannte Walter Hanel. Und: Er erhielt 1953 einen Studienplatz an den renommierten Kölner Werkschulen und aufgrund seiner Begabung bald ein Stipendium. 1959 wurde er zum Meisterschüler ernannt.

Im selben Jahr gewann er noch den 1. Preis eines Karikaturenwettbewerbs der Zeitung „Die Welt“. Über Erfolge bei "Pardon", dem "Simplicissimus" und beim Westdeutschen Rundfunk ebnete sich der Weg zum Rheinischen Merkur und 1972 zum Kölner Stadtanzeiger. Parallel dazu zeichnete er über Jahre hinweg für die Frankfurter Allgemeine, für den Spiegel, den Stern und das Magazin Zeit. Er bewarb sich schließlich den Ruf als "der Chronist der Bonner Republik".


Walter Hanels Zeichnungen sind ein Weckruf im wahrsten Sinne des Wortes, geprägt von den Ereignissen des Krieges und der Flucht. Diese Erinnerung blitzen auf in vielen seiner Zeichnungen gegen Gewalt und Terror, gegen Hunger und Armut, gegen Bedrohung und Aufrüstung, gegen Nationalismus und Rassismus, gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Viele seiner früheren Werke haben an Aktualität nichts eingebüßt. Auf dem Prüfstand stehen Sozialgeflechte, politische Herrschaftssysteme und nicht legitimierte Machtansprüche. Schnell wird deutlich, auf wessen Seite Walter Hanel steht: auf der Seite der sozial und wirtschaftlich Benachteiligten, der politisch Vergessenen oder Verfolgten, auf der Seite von Menschenrecht und Gerechtigkeit.

Walter Hanel macht mit seiner Kunst nachdenklich und eröffnet neue Horizonte. Mit seinen einzigartigen Karikaturen klärt er den Betrachter auf, setzt ihn ins Bild, bringt ihn zum Nachdenken, lehrt Probleme und Konflikte in unserer Gesellschaft zu reflektieren, eine eigene Meinung zu bilden und ins Gespräch mit anderen zu kommen. So stellt sich seine Kunst in den Dienst der Gesellschaft.
In seiner Wahlheimat Bergisch Gladbach hat er sich wohl gefühlt. Es ist seine "Stadt im Grünen". Bergisch Gladbach ist ihm und seiner Frau Gertrud ans Herz gewachsen. Hier war er mit seiner Familie unterwegs.


In Bergisch Gladbach hat Walter Hanel seit den neunziger Jahren, vor allem nach der Verleihung des Ehrenbürgerrechtes, seine Aktivitäten verstärkt. Seine Aktionen mit dem Stadtverband für Entwicklungszusammenarbeit, mit der Kellergalerie Daeberitz, seine Aktionen mit "Kunst gegen Gewalt" und "Kunst tut gut" seien beispielhaft genannt. Im Kunstmuseum Villa Zanders wurden ihm mehrere Ausstellungen gewidmet. Leider mussten die beiden für seinen 90. Geburtstag in 2020 geplanten Ausstellungen in der Villa und in der VHS wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Einen besonders intensiven Kontakt hat Walter Hanel mit der Volkshochschule Bergisch Gladbach gepflegt. Seine vier VHS-Wanderausstellungen wurden deutschlandweit in über neunzig Volkshochschulen gezeigt. Sie wurden als wichtiger Teil der Politischen Bildungsarbeit gewürdigt.
                                                                                                                                                                          Bergisch Gladbach hat unzweifelhaft von Walter Hanels Popularität profitiert. Eine Stadt ist reich und beschenkt, wenn in ihr Menschen wie Walter Hanel, Menschen mit Profil und öffentlicher Anerkennung, leben. Bei der feierlichen Auszeichnung mit dem Ehrenbürgerrecht 2003 im Kunstmuseum Villa Zanders resümierte Walter Hanel humorvoll, dass er unfreiwillig seine Heimat Böhmen, danach mehr oder minder unfreiwillig die DDR und Bayern verlassen musste und danach unfreiwillig in Köln gelandet sei. Nur einmal sei er freiwillig umgezogen, das war 1963: "aus freien Stücken von Köln nach Gladbach, und dies ist die volle Wahrheit und dafür bin ich Bergisch Gladbach dankbar."