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Aktueller Sachstand Zanders

Ende April 2021 meldete die Papierfabrik Zanders Paper GmbH ihre Insolvenz an. Am 01. Mai 2021 stellte diese dann endgültig ihren Betrieb ein. Damit geht nach fast 200 Jahren eine prägende Ära der Stadtgeschichte von Bergisch Gladbach zu Ende. Dieser endgültige und abrupte Schritt wirft für viele Fragen auf. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die aktuellen Sachstände zu den verschiedenen Themen.

achstand Runder Tisch Zanders
Kurz nachdem die ehemalige Papierfabrik endgültig Ihren Betrieb einstellte, berief Bürgermeister Frank Stein einen sogenannten ,,Runden Tisch‘‘ ein. Mit Hilfe dieses Runden Tisches sollten Pläne zur Unterstützung der rund 300 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aufgestellt werden, welche plötzlich ohne einen Arbeitsplatz dastanden.

Neben Bürgermeister Frank Stein nahm unter anderem auch der Insolvenzverwalter Mark Boddenberg sowie Vertreter und Vertreterinnen der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Kreishandwerkerschaft, der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und andere Organisationen teil. Der Fokus des Treffens lag darauf, möglichst schnell eine Lösung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Schließlich kam die Idee einer Transfergesellschaft auf, denn eine Transfergesellschaft dient dem Übergang von einem (insolventen) in ein anderes (neues) Unternehmen. Nicht lange konnte man diese Idee aufrechterhalten, da sich schnell herausstellte, dass die Voraussetzungen für die Gründung einer Transfergesellschaft nicht vorlagen. Eine solche Transfergesellschaft kann nur gegründet werden, wenn das insolvente Unternehmen oder ein Investor, die Grundfinanzierung der Kosten von mehreren Millionen Euro übernimmt. Zudem dient eine solche Gesellschaft dem Übergang von einem (insolventen) in ein anderes (neues) Unternehmen, welches es im vorliegenden Fall nicht gab. Bei der ersten Insolvenz im Sommer 2016 waren diese beiden Voraussetzungen erfüllt gewesen.
Doch letztlich stehen die ehemaligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht alleine da, denn heute unterstützt die Agentur für Arbeit diese in ihrem weiteren beruflichen Werdegang. Aktuell heißt es von Seiten der Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach, dass von den rund 220 beim Arbeitsamt gemeldeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr als 40 eine neue Arbeitsstelle gefunden haben und zudem alle Auszubildenden ihre Ausbildung in regional ansässigen Unternehmen weiterführen können.

Sachstand Zutritt zum Gelände
Der Zutritt zum Gelände ist, wie auch zu Zeiten der Produktion, für die Öffentlichkeit nicht gestattet. Dies dient dem Schutz der Öffentlichkeit, da die Entsorgung von Produktionsresten und die Verwertung der Anlagen derzeit weiter anhalten. Es ist unklar, inwiefern und zu welchem Zeitpunkt in Zukunft ein Zutrittsrecht für die Öffentlichkeit gegeben werden kann, da der Ausbau und die Verwertung der Maschinen mit umfangreichen Baumaßnahmen und Baustellenverkehren verbunden sind. Vor allem der Rückbau der großen Maschinen nimmt viel Zeit in Anspruch und wird voraussichtlich bis Ende 2022 andauern. Kurzfristig sollen Möglichkeiten für die interessierte Öffentlichkeit geschaffen werden, das Gelände mit geführten Touren kennenzulernen.

Sachstand Infrastrukturen und Gebäude
Das Zanders-Areal ist eine sehr zentral gelegene und 37 Hektar große Fläche. Dies entspricht in etwa der Größe von 52 Fußballfeldern. Die Stadt Bergisch Gladbach hat die Grundstücke und die auf ihnen befindlichen Gebäude 2017 und 2018 in zwei Tranchen gekauft. Neben großen Produktions- und Lagerhallen, Werkstätten und Laboren gibt es auch ein betriebseigenes Kraftwerk und mehrere Kläranlagen auf dem Areal. Für die künftige Stadtentwicklung birgt das Gelände ein großes Potential. Mit der Betriebsschließung der Firma sind allerdings auch Herausforderungen verbunden.

Im Umgang mit der Liegenschaft spielt unter anderem das Thema Infrastruktur eine zentrale Rolle. Zu Zeiten der Produktion nutzte die Zanders Paper GmbH die auf dem Areal verlegten Strom-, Dampf- und Gasleitungen sowie die Wasserver- und -entsorgungssysteme. Aufgrund der maroden Zustände der Leitungen, in die meist seit vielen Jahren nicht mehr investiert wurde, ist deren weitere Nutzung allerdings nur schwer realisierbar, denn eine Aufrechterhaltung der Funktionsweisen würde sehr teuer werden. Teilweise wird z.B. durch die Außerbetriebnahme der auf zellstoffhaltige Wässer angewiesenen Kläranlage in zentrale Funktionsweisen der Systeme eingegriffen, sodass diese ohne umfangreiche Systemumstellungen nicht weiter funktionieren. Hinzu kommt, dass größere Investitionen in die Neuerrichtung der Infrastrukturen momentan nur schwierig planbar sind, da eine Gesamtplanung für das Gelände (Strukturplanung) sich noch in der Erarbeitung befindet und somit nicht sichergestellt werden kann, dass sich diese Investitionen langfristig lohnen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Strukturplanung vorliegt, wird daher vor allem in Provisorien gedacht.

Aktuell von großer Bedeutung ist außerdem das Thema des Rückbaus der Maschinen. Während der Stadt das Grundstück und die Gebäude gehören, besitzt der Insolvenzverwalter Hr. Dr. d’Avoine bzw. die Zanders Abwicklungs-GmbH die sich in den Gebäuden befindlichen Maschinen und Anlagen. Diese sollen ausgebaut und verkauft werden, um somit einen Teil der Gläubigerforderungen zu begleichen. Da einige der Maschinen jedoch sehr groß sind, können diese nicht vom einen auf den anderen Tag zurückgebaut werden. Dieser Prozess wird vielmehr bis zu zwei Jahre dauern. Gestartet werden soll damit voraussichtlich im Oktober 2021.

Sachstand Taskforce Zanders
In den vergangenen zwei Jahren gab es mehrere Momente, in denen es schien, als stünde die Betriebsstilllegung kurz bevor. Das Ende der Papierfabrik kam für die Beteiligten daher nicht ganz unerwartet. In den vorangegangenen Monaten war das Szenario einer Betriebsstilllegung stets mitbetrachtet worden. Immer unterstellt wurde, dass eine geregelte Ausproduktion und ordentliches Herunterfahren des Betriebes erfolgt. Zu guter Letzt wurde der große Produktionsbetrieb Zanders jedoch ad hoc stillgelegt. Von einem auf den nächsten Tag wurden Produktionsprozesse abgebrochen. Damit einher gehen nun Anforderungen insbesondere zum Schutz der Umwelt. Aus diesem Grund wurde eine stadtinterne Taskforce Zanders eingerichtet, die wöchentlich unter Leitung des Bürgermeisters tagt.

Die erste Sitzung dieser Taskforce fand am 11.05.2021 statt. Neben Bürgermeister Frank Stein nahmen unter anderem Herr Dekker (Fachbereichsleiter für Umwelt und Technik), Herr Wagner (Leiter des Abwasserwerks), Herr Jäger (Leiter Umweltschutz), Herr Cürten (Fachbereichsleiter für Recht, Sicherheit und Ordnung), Herr Fliegner (Leitung der Bauaufsicht), Herr Krause (Leiter der Projektgruppe Zanders Innenstadt), Herr Geist (Abteilungsleiter der Zanders Liegenschaft) und Herr Köhler (Bauausführung) teil. Während dieser so genannten Taskforce-Sitzungen werden Themen, wie etwa der weitere Umgang mit dem Grundwasser, die Außerbetriebnahme der Kläranlagen oder die Gewährleistung des Brandschutzes während des Rückbaus der Maschinen aufgegriffen und gemeinsam beraten. Somit soll vor allem die Umwelt geschützt und akute Gefahren frühestmöglich beseitigt werden.

Sachstand Bürgerbeteiligung
Im vergangenen Herbst 2020 fand eine erste Bürgerbeteiligung statt, um Ideen für die grundlegende Ausrichtung des Geländes zu sammeln. Über verschiedene Tage verteilt fanden so genannte Ideenstammtische, wie auch Workshops, Führungen und Diskussionsformate statt. Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger zeigten großes Interesse und Engagement bei der Ideensammlung. Die gesammelten Beiträge wurden fortwährend in einer Ausstellung für alle sichtbar präsentiert. Das Spektrum der Ideen reichte von Veranstaltungsräumen über Cafés bis hin zu Tanzschulen und Wohnräumen. Sichtbar wurde auch, dass auf dem Areal etwas Besonderes entstehen soll. Etwas, das sich nicht nur auf die Stadt an sich ausstrahlt, sondern weit über die Stadtgrenze reichen soll. Dabei soll der „Industriecharme“ auch zukünftig erhalten bleiben. Aufgrund der enormen Bedeutung des Projektes für die Stadtentwicklung und angesichts des großen öffentlichen Interesses wird es im weiteren Projektverlauf immer wieder Beteiligungsphasen geben.

Sachstand Grundwasser
Die Produktion von Papier ist ein sehr wasserintensiver Prozess, für welchen die Firma Zanders seit Jahrzenten Grundwasser nutzte. Das Wasser wird in Herrenstrunden und in der Innenstadt (Buchmühle / Rosengarten) gewonnen und über das Pumpenhaus an der Schnabelsmühle und über den Quirlsberg ins Werk geleitet. Nach der Produktion gelangt das Brauchwasser in die werkseigene Kläranlage und fließt nach der Klärung über den Rechtsrheinischen Kölner Randkanal schließlich in den Rhein. Zum jetzigen Zeitpunkt wird das Grundwasser lediglich zum Spülen der Maschinen und für ein geregeltes Herunterfahren dieser genutzt.

Doch was geschieht, wenn diese Vorgänge nicht weiter vollzogen wurden? Welche Auswirkung hat das Abstellen der Grundwasserpumpen? Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass es an vereinzelten Gebäuden zu durchnässten Kellergeschossen gekommen ist, sobald die Firma aufgrund von Betriebspausen die Grundwasserpumpen ausgestellt hatte. Dieser Problematik ist sich die Stadt bewusst. Sie kümmert sich intensiv darum, gemeinsam mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis eine Lösung zu finden, die dafür sorgt, dass die Gebäude geschützt werden und gleichzeitig so geringfügig wie möglich in den natürlichen Wasserhaushalt eingegriffen wird.

Feststeht, dass die zukünftige Grundwasserregulierung nicht mit der Pumpenanlage der Firma Zanders betrieben werden kann, da diese mit der technischen Infrastruktur des Werkes verbunden ist und derzeit zurückgebaut wird. Da zukünftig an anderen Stellen der Pumpbetrieb erfolgen wird, sind Änderungen zu den derzeitigen Grundwasserhorizonten nicht auszuschließen. Inwieweit sich hierdurch negative Auswirkungen auf Gebäude ergeben, lässt sich heute nicht bestimmen. Die Unterstützung und Expertise von Gebäudesachverständigen kann hier eine große Hilfe sein, da die Prüfung individueller Schutzmaßnahmen fachlich sehr komplex ist.