Gottfried Böhm: Für immer mit Bergisch Gladbachs Stadtbild verbunden
Gottfried Böhm
© Klaus Küpper
Einer der weltweit bekanntesten Architekten hinterließ auch in Bergisch Gladbach seine Spuren: Gottfried Böhm. Gleich vier Bauwerke entwarf er in der Kreisstadt östlich von Köln. Mit dem Bergischen Löwen, der Herz-Jesu-Kirche in Schildgen, dem Kinderdorf Bethanien und dem Bensberger Rathaus – einer seiner wichtigsten und berühmtesten Entwürfe – verewigte er sich für immer im Stadtbild und machte Bergisch Gladbach über die Grenzen der Region hinaus bekannt.
Der Architekt:
1920 Geboren in Offenbach
1942 – 1945 Architekturstudium in München
1955 Übernahme des Architekturbüros von Vater Dominikus in Köln
1963 Übernahme des Lehrstuhls für Werklehre an der RWTH Aachen
1986 Verleihung des Pritzker-Preises
2021 in Köln gestorben
Sein Stil:
Keiner bestimmten Architekturrichtung zuzuordnen. Charakteristisch sind die räumliche Präsenz und Skulpturenhaftigkeit seiner Gebäude. Oft Verbindung von Alt und Neu in seinen Entwürfen.
Rathaus Bensberg
Geschichte und Gegenwart verband Gottfried Böhm in seinen Entwürfen, nach denen das Bensberger Rathaus von 1965 bis 1971 erbaut wurde. Es verbindet die Altbauten der mittelalterlichen Burg mit Glas und Sichtbeton. Das Gebäude gilt als eines der herausragenden Werke von Gottfried Böhm und begründete seinen Weltruhm als Architekt mit.
An die alte Burg setzte Böhm einen Büroflügel. Durch die dunkel getönten, rahmenlosen Fensterbände wird der Burghof zu einem für Freiluftveranstaltungen nutzbaren intimen Raum. Eine optische Verkleinerung erreichte Böhm durch Staffelgeschosse und eine Kaskade von Terrassen. Der Ratssaal des Bensberger Rathauses öffnet sich durch eine Glaswand zum Hof und ist an die Rückwand der Burg angelehnt.
Als architektonischer Höhepunkt des Bensberger Rathauses gilt der polygonale Treppenturm. Dieser ist an den Büroflügel angefügt. Die Fensterbänder folgen dem Aufstieg der Stufen. Die funktionslose Turmspitze wurde zum Wahrzeichen des Rathauses und gilt als eine von Böhms gelungensten Skulpturen.
Bürgerhaus Bergischer Löwe
Das Bürgerhaus Bergischer Löwe ist kultureller Mittelpunkt für die über 110.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt. Zusätzlich kommen viele Besucherinnen und Besucher aus Köln, Leverkusen, dem Rheinisch-Bergischen und dem Oberbergischen Kreis. Das Gebäude wurde am 15. März 1980 offiziell eingeweiht. Jede Spielzeit startet im September eines Jahres und endet im Mai des darauffolgenden Jahres. In dieser Zeit wird das gesamte Bühnenprogramm angeboten. Mit dem Kindertheater, Jugendtheater, Kabarett, Schauspiel bis hin zur Oper und Klassik wird der kulturell interessierte Mensch angesprochen.
Mit diesem vielfältigen Programm wird ein sehr großer Teil der hier lebenden Bevölkerung angesprochen. Aber auch für Menschen, die sich nicht für das Bühnen-programm interessieren, ist das Bürgerhaus immer eine Anlaufstelle und Treffpunkt. Messen und Märkte, Firmenveranstaltungen und Versammlungen, Feiern im Advent und im Karneval sind Beispiele für die vielseitige Nutzung des Bergischen Löwen. An vielen Abenden im Jahr sorgt das Bürgerhaus mit seinem Programm für eine deutliche Belebung der Stadtmitte und beschert der Gastronomie und dem Einzelhandel zusätzliche Gäste und Kunden.
LVR-Film: Denkmal unterwegs: Der Bergische Löwe
Kinder- und Jugenddorf Bethanien
Das Bethanien Kinderdorf in Bergisch Gladbach-Refrath bietet rund 120 Kindern und Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihrer Herkunftsfamilie leben können, ein familiäres Umfeld. In fünf Kinderdorffamilien und sieben Wohngruppen sowie einer Mädchenwohngruppe, die außerhalb des Kinderdorfes beheimatet ist, leben die Kinderdorfmütter und Pädagogen mit den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen zusammen. Prof. Gottfried Böhm hat Ende der 60-er Jahre die Idee eines Kinderdorfes auf geniale Weise in der Architektur sichtbar werden lassen.
Rund um die Kirche gibt es einen kleinen Dorfplatz mit Kiosk, Nähstube, Musikangebot, der Verwaltung und der Schwesternpforte. In einem zweiten Kreis stehen die Wohnhäuser der Kinderdorffamilien und -Wohngruppen, sowie das sogenannte Turmhaus, in dem das Heilpädagogische Angebot und Aktionen des Pädagogischen Fachdienstes stattfinden. Die Kinder und Jugendlichen werden individuell gefördert und unterstützt, so dass sie die Chance haben, Erlebtes zu verarbeiten und sich zu eigenständigen Personen zu entwickeln.
Herz-Jesu-Kirche Schildgen
Die 1960 geweihte Herz-Jesu-Kirche des berühmten Kölner Architekten Gottfried Böhm wird von einer fünf Meter hohen Sichtbetonmauer umfasst, deren Gitterportal auch geschlossen den Blick ins Innere zulässt. Der Grundriss erinnert an den jüdischen Tempel in Jerusalem sowie an frühchristliche und romanische Gotteshäuser. Von der Straße ist durch das Gitterportal die erste, 1929 erbaute katholische Kirche von Schildgen zu sehen, die heute als Pfarrsaal dient. Das von Jochen Pechau geschaffene Betonrelief der Arche Noah an der Außenmauer deutet schon auf den Geborgenheit schaffenden Innenraum hin. Durch das lichtdurchflutete Atrium mit integrierter Taufkapelle gelangt man in den Innenraum.
Der Altartisch bildet mit dem Tabernakel im Seitenschiff eine sichtbare Einheit, die durch das gleiche Material, roten italienischen Marmor, betont wird.
Auf den Altar fällt Licht durch den architektonischen Baldachin, über dem sich der größte Turm der Kirche erhebt. Weitere Türme zeigen schon von außen Orte heiliger Feiern – Taufbecken und Beichtstühle – oder laden zum Besuch ein – über dem Gitterportal und durch den Glockenturm. Die Fenster in der südlichen und westlichen Außenwand lassen nach Entwürfen von Robert Rexhausen die Gebete der Psalmen 104 und 117 in Glas strahlen. Karl Dedy aus Schildgen schuf die Kristallleuchten hinter dem Altar und die Verglasung des Atriums. In den Jahren 1987 und 2011–2012 wurden Beton, Kegeldächer und Glasfassade saniert. Ein weiterer, international bekannter Kirchenbau Gottfried Böhms ist der Mariendom in Neviges.