Seit Ende Oktober ist die Südwestfalen-IT (SIT) von einem Cyber-Angriff betroffen. Deshalb können städtische Services und Dienstleistungen nicht wie gewohnt stattfinden und Arbeitsabläufe sind nachhaltig gestört. In Kooperation mit dem Land und dem Hersteller des Fachprogrammes ist die Auszahlung des Wohngeldes für alle Haushalte, die sich im laufenden Bezug finden, sichergestellt. Auch der städtische Haushalt soll fristgerecht eingebracht werden. Die SIT gibt inzwischen erste Zeitprognosen an.
Die betroffenen Fachbereiche und Abteilungen der Stadtverwaltung arbeiten auch weiterhin an der Etablierung und Verbesserung überwiegend händischer workarounds, um den Bürgerinnen und Bürgern Zugang zu relevanten und notwendigen Leistungen und Services zu ermöglichen. Hier kann vielfach eine, wenn auch zeitlich eingeschränkte, Wiederbearbeitung von Vorgängen aufgenommen werden.
„Die Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung arbeiten weiterhin mit viel Arbeits- und Zeiteinsatz daran, die Auswirkungen des Cyber-Angriffs auf die SIT für die Bürgerinnen und Bürger zu verringern. Die Hauptherausforderungen liegen hierbei im Bereich Bürgerservices, Finanzen und IT. Wir arbeiten weiterhin an Arbeitsabläufen und Alternativen, um den Betrieb der Stadtverwaltung bestmöglich aufrecht zu erhalten und auszubauen – im Sinne eines optimalen Notbetriebs“, erklärt Thore Eggert, Leiter des Stabs für außergewöhnliche Ereignisse (SAE). „Erneut möchte ich den Bürgerinnen und Bürgern für Ihre Geduld, ihr Verständnis, aber auch für positive und ermutigende Rückmeldungen danken“.
Ein wesentlicher Fokus des Leistungserhalts liegt im Bereich der Sozialleistungen. So ist nun beispielsweise die Zahlung des Wohngelds aller Haushalte, die sich im laufenden Bezug befinden, zum 1. Dezember sichergestellt. Einzig die seit Donnerstag, den 26. Oktober neu eingegebenen Anträge bzw. Änderungen (z.B. bezüglich Einkommensveränderung oder Personenzahl) können auf Grund der aktuellen Lage nicht verarbeitet werden. Die betroffenen 198 Haushalte erhalten das Wohngeld zu einem späteren Zeitpunkt und werden postalisch dazu informiert.
„Durch solche Kooperationen, manuelle Arbeitsabläufe und Behelfslösungen werden wir unser bestes geben, um auch ohne die SIT möglichst viele Aufgaben zu bewältigen – auch wenn dies enormen Mehraufwand bedeutet“, so Thore Eggert. „Weiterhin hoffen wir, dass die SIT möglichst schnell wieder alle IT-Lösungen wie gewohnt zur Verfügung stellen kann. Hinsichtlich der Dauer des bestehenden Zustandes, einer in Ansätzen belastbaren Zeitschiene sowie einer verbesserten Informationslage und damit einer gewissen Verbindlichkeit für unsere Planungen, würden wir uns aber eine verbesserte Kommunikation von Seiten des Betroffenen Dienstleisters wünschen“.
Auch im internen Bereich geht es voran. So wird aktuell für die haushaltsrelevante Fachsoftware eine Notfalllösung erarbeitet, welche die Erstellung des Haushaltsplanentwurfes ermöglicht. „Es ist weiterhin vorgesehen den Haushalt wie geplant am 12. Dezember in den Rat einzubringen. Dank der Bemühungen aller Kolleginnen und Kollegen werden die Zahlen belastbar sein und den qualitativen Anforderungen der haushaltsrechtlichen Vorgaben entsprechen“, ergänzt Thore Eggert aus seiner originären Funktion als Stadtkämmerer.
Die SIT hat inzwischen ein Konzept für den Wiederanlauf der Basisinfrastruktur vorgestellt. Nachdem ein Übergreifen der Schadsoftware auf die Systeme der Kommunen verhindert werden konnte, können nun neben dem Wiederaufbau des Kernsystems auch Systeme, die nicht nachweislich betroffen sind, unter strenger Überwachung wieder in Betrieb genommen werden. Dafür wurde der betroffene Teil des Rechenzentrums der SIT komplett neu aufgebaut. Auch sind keine Daten abgeflossen, sondern wurden verschlüsselt.
Der Zeitplan sieht vor, dass erste wesentliche Dienstleistungen ab Mitte Dezember in einem Notbetrieb zur Verfügung gestellt werden. Dies bedeutet, dass die Software nicht wieder vollumfänglich zur Verfügung steht, jedoch eine Grundfunktionalität gewährleistet werden soll. Diese umfassen u.a. das Ausstellen von Ausweisen, Pässen und Führerscheinen, die Anmeldung von Geburten, Todesfällen und Hochzeiten, die Auszahlung von aktuell berechneten Sozialhilfeleistungen und Wohngeld, die KFZ-Zulassung sowie Dienste der Ausländerbehörden. Zu genaueren Zeitpunkten wird die SIT gesondert informieren. Durch personelle Unterstützung der Regio IT aus Aachen und einem wöchentlich tagenden Projektlenkungsausschuss soll der Normalbetrieb möglichst schnell wiederhergestellt werden. Dennoch ist damit zu rechnen, dass der Notbetrieb noch einige Wochen andauern wird.
Die Auswirkungen des Cyber-Angriffs auf der SIT für Bürgerinnen und Bürger sind auf der städtischen Homepage unter https://www.bergischgladbach.de/cyber-angriff-auf-die-sit.aspx zusammengefasst.